Pikler Pädagogik
Über Frau Dr. Emmi Pikler
1902 in Wien als Tochter einer Kindergärtnerin und eines ungarischen Handwerkers geboren, promovierte sie 1927 in Wien. 1935 wurde Emmi Pikler auch in Ungarn als Kinderärztin anerkannt.
Die Kinderärztin vertrat von Beginn an die Annahme, dass jeder Mensch in seiner Entwicklung einzigartig ist. Deshalb müsse er die individuelle Zeit erhalten, die er für die Entfaltung von bestimmten Fähigkeiten benötige. Also dürfe man die Entwicklung des Kindes lediglich aktiv begleiten und es unterstützen, aber nicht eingreifen.
Respekt gegenüber dem Sprössling sei somit das Wichtigste – nicht nur beim Spielen, sondern auch bei täglichen Ritualen wie Füttern, Baden oder Spaziergängen. Nur so kann ein inniges Vertrauen entstehen, das die Kinder in ihrer Entwicklung positiv beeinflusst. Klare Bezugspersonen, wie Eltern, Großeltern oder ErzieherInnen, seien dementsprechend auch besonders wichtig. Sie sollten jedoch nicht ständig wechseln.
Dies hätte Einfluss auf das gesamte Leben – auch im Erwachsenenalter. So sei das Verhältnis zum Arbeiten und Lernen maßgeblich beeinflusst. Emmi Piklers praktische Erfahrungen bei ihrer Arbeit bestätigten die Erkenntnisse über die ungestörte Entfaltung von Kindern.
Auch heutige Studien belegen, dass Kleinkinder, die nach Piklers Prinzipien des Raumgebens, Vertrauenschaffens, Bereitschaftzeigens, Beobachtens und Führens heranwachsen, sehr gute Voraussetzungen für eine positive und reife Persönlichkeitsentwicklung mit sich bringen.
Emmi Piklers Methode und Pädagogik basiert auf 4 Grundsätzen, die oft auch als drei Säulen zusammengefasst werden:
- Respekt vor der Eigeninitiative des Kindes und Unterstützung seiner Selbstständigkeit
- Unterstützung einer stabilen Beziehung des Kindes zu wenigen vertrauten Bezugspersonen
- Jedes Kind soll sich angenommen und anerkannt fühlen
- Förderung des körperlichen Wohlbefindens und der Gesundheit des Kindes
Säule 1: |
Säule 2: |
Säule 3: |
Die liebe- und respektvolle Pflege, also alltägliche Aufgaben wie Füttern, Baden, Wickeln, schafft Geborgenheit und Vertrauen. Das Kind fühlt sich emotional sicher | Jedes gesunde Kind besitzt die Fähigkeit der motorischen Entwicklung. Dafür braucht es jedoch den Freiraum und die „Erlaubnis“ dafür, dies nach seinem eigenen Tempo zu tun. | Von klein auf sind Kinder in der Lage, sich selbstständig zu beschäftigen und „schöpferisch“ tätig zu sein. Voraussetzung dafür ist eine gute Spielumgebung. |
Fördert: | Fördert: | Fördert: |
|
|
|
Konkrete Empfehlungen: | Konkrete Empfehlungen: | Konkrete Empfehlungen: |
|
|
|
Zitat Anna Tardos (Tochter von Emmi Pikler), die das „Erbe der Mutter“ weiterführt: | Zitat Emmi Pikler: | Zitat Emmi Pikler: |
„Durch die Art der Berührung bekommt der Säugling – das Kind – wichtige Botschaften über Nähe, Liebe und Acht-samkeit, die mit Worten nur schwer übermittelt werden können.“ | „Im Laufe seiner Bewegungs-entwicklung lernt der Säugling -das Kind- nicht nur sich auf den Bauch drehen, nicht nur Rollen, Kriechen, Sitzen, Stehen oder Gehen, sondern er lernt auch das Lernen. Er lernt, sich selbstständig mit etwas zu beschäftigen, an etwas Interesse zu finden, zu probieren, zu experimentieren. Er lernt Schwierigkeiten zu überwinden. Er lernt die Freude und innere Zufriedenheit kennen, was der Erfolg – das Resultat seiner geduldigen, selbstständigen Ausdauer – für ihn bedeutet.“ | „Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist. Ein Kind, das durch selbstständige Experimente etwas erreicht, erwirbt ein ganz anderes Wissen, als eines, dem die Lösung fertig geboten wird.“ |